„Liebe, Sex und Einsamkeit“ in der Kulturschmiede Kallmünz (MZ 06/24)
Von Andrea Leopold
Kallmünz. Mit einem Soft-Opening in der Kulturschmiede Kallmünz eröffneten die Macher des K3, Hubertus Hinse und seine Frau Alice Rudolf-Hinse, ihren multifunktionalen Raum in dem renovierten Haus in der Langen Gasse.
K3 bedeutet Kunst, Kultur und Kreativität. Ein Soft-Opening gab es deshalb, weil die Kulturschmiede noch einmal groß eröffnen wird, wenn das ganze Haus mit der Gastronomie in etwa zwei Monaten fertig ist. Der Biergarten hat bereits geöffnet. „Wir wollten sehen, wie es sich anfühlt, wenn das Gebäude zum Leben erwacht. Wie funktioniert das? Fühlen sich die Leute wohl, haben die Zuschauer genug Platz, kommt Stimmung auf und funktionieren die Technik und das Licht?“, sagt Hinse.
Die Kulturschmiede als Ganzes beinhaltet ein Atelier, das vermutlich kleinste Theater der Oberpfalz, eine Galerie, einen Workshop-Raum, ein Film- und Fotostudio und ein Kino. Zum Soft-Opening trat der Zauberer, Philosoph, Poet und Komiker Matthias Gietl auf. Mit seinem laufenden Programm „Liebe, Sex und Einsamkeit“ brachte er menschliche Innenansichten heraus, die Männern aus der Seele sprechen und Frauen zu Männerverstehern machen. Seine Laufbahn begann einst mit Jonglierbällen als Geschenk zu Weihnachten. Es folgten die Aufnahme in den Magischen Zirkel und der Tausch von einem Platz am Gymnasium mit dem Unterricht an der renommierten Clownschule in Hannover. Nach zwei Jahren besaß der zaubernde Jongleur ein Clownszeugnis als „staatlich geprüfter Komiker“. In Hannover traf er auch den Bühnenautor und Wortakrobaten Friedhelm Kändler und nahm dessen Reimkünste mit in sein Programm auf.
Wirklich witzig war die Idee Gietls, in Kallmünz seine Zuschauer zu animieren, in der Pause aus einer Etagère erotisch inspirierendes Obst zu nehmen und dieses gleich an eine Person seiner Wahl weiterzuverschenken. Man konnte dabei etwa einen Mann beobachten, der einer fremden Frau eine Mandarine schenkte, weil er wiederum beobachtet hatte, dass der Ehemann seine stibitzte Feige selber aufaß. Gietl outete sich als sprechender und intelligenter Künstler, der seine poetische Comedy soweit treibt, bis dass er in seinem Text immer mehr Konsonanten weglässt, bis man nur noch mit Mühe den Sinn versteht und sich an die Kurzgeschichte von Peter Bichsel „Ein Tisch ist ein Tisch“ erinnert.
Hubertus Hinse hat mit dem K3 Ende 2020 angefangen. In Zukunft sollen dort Filme gedreht werden, Fotos entstehen oder auch Mal- und Zeichenkurse abgehalten werden: „Kunst soll hier nicht betrachtet werden, sondern auch entstehen.“ Für den ersten Abend fungierte das K3 als „kleinstes Theater der Oberpfalz“, wie Hinse sagte. Weiterhin bietet es die Möglichkeit für einen Ausstellungsraum, für Galerienabende, Imagefilme, Theater, Workshops und den Aufbau von Künstler-Netzwerken: „Kleinkunst ist mir ein Anliegen, vor allem die Wortkunst.“ Hinse ist zurzeit auch selbst erfolgreich im Raum Bayern mit Poetry Slam unterwegs.
Die nächsten Veranstaltungen sind am 9. Juni ein Garagenflohmarkt und am 6. Juli der Auftritt des Karoline-Weidt-Quartetts, das zum Jazzweekend 2024 unter dem Motto „Little Jazz Kallmünz“ und bei freiem Eintritt spielt.